von Florian Bechert Mit dem anbrechenden Jahr 1987 ging bei ATARI eine Erfolgsquelle einher. Bei der Winter Electronic Show (WCES) kün- digte man 2 PC-XT-kompatible Computer, den MEGA ST und den ATARI Laserdrucker an. Die PCs wurden schließlich zu einer ganzen Serie erweitert, aber in den USA selbst nicht vertrieben (da sie den FCC-Test für Strahlungsunterdrückung nicht bestanden hatten. Die MEGAs und der Laserdruckerließen mit ihrer Markt- einführung viele Monate auf sich war- ten. Kurz danach allerdings kündigte WORD-PERFECT die erweiterte 4.1 Version seines Textverarbeitungsprogrammes für den ST an. Außerdem sollte man viel- leicht erwähnen, daß auch GFA-BASIC zur gleichen Zeit erschien. Im ersten Vierteljahr 1987 belief sich der Reingewinn von ATARI auf $15.3 Millio- nen bei einem Umsatz von $65.1 Mio. Ja, man konnte geradezu von einer Gewinnex- plosion sprechen, wenn man die aktuel- len Zahlen mit denen des 1. Quartals von 1986 verglich. 1987 wurde ATARI auch von einem Schock- erlebnis erschüttert. Batteries Included, der Hersteller der bis dahin besten ST-Software (DEGAS Elite, Thunder, J S Talk ...) zog sich von seinem Engagement für ATARI zurück und verkaufte seine Produktpalette an Elektronic Arts. Diese Nachricht war besonders entmutigend, da EAs Präsi- dent, Trip Hawkins, ein ausgesprochener Gegner des Tramiel Famielienclans war/ist und sich folglich weigerte in Zukunft noch viel für ATARI an Software zu entwickeln. Ein anderer Schocker war: Im August stimmte ATARI dem Kauf von Federated Chain of home electronic retailers zu. Während dieses auf der einen Seite für ATARI ein guter Deal zu sein schien, sollte aber nicht uner- wähnt bleiben, daß Federated das vorhergehende Jahr mit einem Verlust abgeschlossen hatte. Die Tramiels hatten zwar bereits Erfahrungen mit Einzelhandelsketten während ihrer Zeit bei Commodore sammeln können, aber Federates sollte sich alsbald als ein sogar für Tramiels unlösbares Problem erweisen. Was noch dazukommt, war, daß etablierte ATARI-Händler, empört über die Bezugspreise, den Tramiels den Vorwurf machten, daß ATARI sie mit seinen Aktivitäten unterlaufen würde. Dann gab's da noch die Sache mit Neil Harris Bart. Neil, ATARIs Hauptpresse- sprecher, zeigte sich bei der Früh- jahrscomdex (größte Computermesse der Welt) mit einem schmuddeligem 10-Tage-Bart, der nach Worten David Smalls den Eindruck hinterließ, als habe man einen Terroristen aus Beirut vor sich. Als der Bart in den folgenden Wochen dichter wurde, mußte sich Harris Kommentare wie z.B. "Versuchst Du am Kinn das gutzumachen, was bei Dir auf dem Kopf fehlt, Neil ... ?" gefallen lassen. Schließlich wurde Neil der Scherze, die über ihn gerissen wurden, müde und rasierte sich. Nun ja, es hat ja auch niemand gesagt, daß es einfach ist der Pressesprecher von ATARI zu sein. Bei der Herbstmesse kündigte ATARI eine auf Transputer basierende Workstation, die ABAC genannt wurde, an. Von Perhelion in Großbritannien entwickelt, nutzt die ABAC den Inmes T-800-Transputer, einen schnellen RISC-Prozessor. Auch kündigte ATARI ein Netzwerk für den ST, auch Promise LAN genannt, an. Ein paar der ABACs (die in ATW oder ATARI Transputer umbenannt wurden), wurden in Europa verkauft, in den USA aber keine. PromiseLAN wurde überhaupt gar nicht erst produziert und verschwindet gleich hinter verschlos- senen Türen. Die gewöhnlich herrschende Aufregung, die während der Herbst- Comdex besteht, wurde nochmals von der unsicheren Finanzlage ATARIs aufge- heizt. Die ATARI-Aktie fiel rapide im Oktober Börsen-Krach von rund $16.50 auf ca. $6.50. Schließlich versuchte NINTENDO die Anzeigenkampagne für das XE Video-Spiel-System zu blockieren, darauf bezugnehmend, daß hunderte von verfügbaren Spielen, wie ATARI dieses proklamierte, gar nicht mehr produziert werden und das Diskettenlaufwerk, das für ein paar Spiele benötigt wird, teuer ist und schwer zu bekommen ist. Ein Bezirksgericht erließ aber eine einstweilige Verfügung und ATARI durfte seine Anzeigenkampagne fortsetzen ... Aber für US-ATARI-Fans sollte das schlimmste erst noch kommen.