1984 - Dieses Jahr versprach nichts Gutes für Atari auf dem Heimcomputer- markt. Zwei neue Konkurrenten tauchten mit Coleco's Adam und IBM's PC jr. auf. Obwohl beide für Ihre Produzenten zum Reinfall wurden, beeinflußten sie dennoch Ataris Verkaufszahlen negativ. Andererseits verkauften sich die 800XLs inzwischen ganz gut, so daß es den Anschein hatte, daß die für die Gesundung der Firmenfinanzen einge- setzten Marktstrategien endlich greifen. Dann wird das 7800 er Video- Spiel System angekündigt, obwohl man schon vorher wußte, daß es eventuell niemals erscheinen würde. zur gleichen Zeit unterstützt Atari eine kleines Projekt namens "Amiga" von einer Firma, die von ehemaligen Atari-Ingenieuren gegründet und geführt wurde. Im Rahmen dieses "Amiga"-Projektes sollte ein Computer entwickelt werden, der, basierend auf dem Motorola 68000 er Prozessor, Sound und Grafikfähigkeiten besitzen sollte, die weit außerhalb des fuer die XL-Serie Möglichen liegen sollte. Währenddessen wurde Commodore von einem internen Streit in seinen Grund- festen erschüttert. Im Februar, gerade nach der Winter-Consumer-Electronic- Messe, verläßt Jack Tramiel Commodore, die Firma die er 20 Jahre vorher als Schreibmaschinenreparaturwerkstatt gegründet hat. Da keinerlei Gründe fuer die Trennung an die Öffentlichkeit weitergegeben wurden, steht nicht definitiv fest, ob Jack Tramiel Commodore freiwillig verließ oder von dort gefeuert wurde. Allerdings wird gemunkelt, daß diese Trennung auf einer Unstimmigkeit mit Irving Gould, Commodores damaligen Vorstandsvorsitz- enden, beruhte. Eine andere in Umlauf gebrachte Geschichte besagte, daß Tramiel mit Gould über zukünftige Zielrichtungen der Firma stritt und sich nicht durchsetzen konnte. Wieder ein anderes Gerücht lautete, dass Tramiel wichtige Positionen im Management von Commodore durch seine Söhne besetzen wollte, was Gould aber zu verhindern wußte. Geschichten wie diese machten in den verschiedensten Zeitungen/Zeitschriften die Runde und deshalb würde es zu lange dauern, alle Gerüchte zu erzählen. Was auch immer die Gründe fuer diese Trennung waren - das einzige was zählt, ist, daß die gegenwärtige Situation einen erheb- lichen finanziellen Aufschwung fuer Atari herbeiführte, und daß das, wozu Tramiels Trennung von Commodore führte, so unglaublich unwahrscheinlich war, daß Marktinsider diese Möglichkeit ein Jahr vorher noch nicht einmal in Betracht gezogen hatten. Also kauft Jack Tramiel jetzt Atari von Warner im Juli 1984, was oftmals als Deal des Jahrhunderts bezeichnet wurde. Was noch dazukommt, ist, daß Warner Tramiel auch noch ein 240 Mio Dollar Darlehen gibt, damit dieser Atari kaufen kann ! Jedoch muss auch gesagt werden, dass das, was er fuer sein Geld bekommt, nicht so gut ist, wie es zuerst den Anschein hat, denn die Firma schuldet ihren Gläubigern ca. 400 Mio Dollar. Allerdings bekommt Atari auch noch ca. 300 Mio Dollar von zahlreichen Händlern und Distributoren, die mit dieser Summe bei Atari in der Kreide stehen. Das finanzielle Chaos einer Firma, die explosionsartig einen 2 Mrd Dollar Umsatz erreichte und dann kurz vor dem Zusammenbruch stand, hat einfach seine Spuren hinterlassen. In Anbetracht der Lage setzt nun Jack seinen Sohn Sam in den Vorstand, dessen Hauptaufgabe jetzt ist, die Gläubiger zu beruhigen bzw. für die Stundung der Kredite zu sorgen und andererseits die Aussenstaende einzutreiben. Unterdessen hatte sich "Amiga" ent- gültig abgespalten, ist zu eigener Entwicklungsforschung zurückgekehrt und beendete die Zusammenarbeit mit Warner 2 Tage bevor Tramiel Atari gekauft hat. Kurz darauf wird "Amiga" von Commodore übernommen, mit der Folge, daß Tramiel Amiga anklagt. Auf der anderen Seite laufen mehrere Ingenieure von Commodore zu Atari über, so daß Commodore diese wiederum anklagt. Beide Aktionen werden später mit den Ereignissen des darauffolgenden Jahres in Verbindung gebracht, als beide Firmen eine neue Computergeneration mit 16-Bit-Systemen ankündigen. Um die Verkäufe nochmals anzuheizen wird dann kurz vor dem Weihnachts- geschäft der Preis des 800 XLs auf 120 Dollar gesenkt, was ihn endlich konkurrenzfähig zum Commodore 64 macht. (FOB)