************************************** *Fortsetzung der Geschichte von ATARI* ************************************** von Florian Bechert Schenkt man John Dvorak, einem Kolumnisten von Infoweek, Glauben, war ATARI gerade dabei, einen Computer zu entwickeln, der sowohl einen 6502 als auch einen 8088 Prozessor enthalten sollte. Auf dieser Traummaschine sollten ATARI-, CP/M-, IBM- und AppleII Programme (warum keine C-64 Software?) laufen können - und das alles für nur ca. $1500. 1983 konnte man also als ein Jahr seltsamster und teils auf voll- kommene Irrealität gerichteter Marketing-Strategien bezeichnen. Zunächst wurde MASH-Star Alan Alda fuer 5 Jahre als Firmensprecher engagiert, um dem von Commodore angestellten Bill Shatner, der in Werbeanzeigen unter dem Pseudonym "Captain Kirk" auftrat, etwas entgegenzusetzen. Aber ATARI schöpfte leider nie ganz die Fähigkeiten von Alda fuer seine Zwecke aus. Eine andere zweifelhafte Marketing-Masche war ATARIs Joint-Venture mit dem Club Mediterranee, was darauf abzielte, Computer-Camps in verschiedenen Regionen des Mittelmeerraumes aufzu- bauen. Hier wurden dann Klassen gebildet, die sich mit dem Programmie- ren von und dem Umgang mit Anwender- programmen auf den Computern 800 XL und 1200 XL beschäftigten. Was das seltsamste an diesem Unternehmen war, war, daß niemand es als seltsame und zweifelhafte Marketing-Strategie empfand, sondern viele sie auch noch gut hießen. Was immer man auch versuchte, keine dieser Promotion- Aktivitäten führte zu dem gewünsch- ten Erfolg beim Verkauf von Computern und Videokonsolen mit der Folge, daß Ray Kassar fristlos gekuendigt wurde. Warner ersetzte ihn im September durch James Morgan (von Philipp Morris abgeworben!), der genauso wie Kassar kein Techniker war. Aber es stellte sich heraus, daß er auch nicht mehr als Kassar bewegen konnte. Um die Kosten zu senken, wurde schließlich die Computer- und Videospiel-Produktion nach Taiwan verlegt. Leider war ATARI aber nicht imstande, die Fabrikniederlassung in Taiwan rechtzeitig soweit fertig- zustellen, um fuer den Weihnachts- verkauf produktionsmaessig gerüstet zu sein. Mit keinen grundlegend neuen Produkten, die zum Verkauf angeboten wurden, und Warenhäusern, gefüllt mit nicht-verkauften, alten Produkten, kam es zu einem totalen Absatzzusammenbruch bei ATARI. Computer, Videokonsolen und Software Cartridges im Wert von Millionen Dollars wurden das Opfer von Bulldozern und danach in Utah auf einer Deponie vergraben.... Unterdessen setzte Commodore sein Wachstum mit einer Umsatzsteigerung von mehr als 130 % (verglichen mit dem Vorjahr) ungehin- dert fort. (FOB) Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe!