von Carsten Strotmann Wie sag ich's meinem Computer ? Die Sprachen des ATARI Computers Spricht Ihr Computer immer noch BASIC ? Sind Sie das ewige GOTO-Geschwafel schon satt oder können Sie sich immer noch gut mit Ihrem Computer unter- halten ? Wie dem auch sein, irgendwann trifft jede Programmiererseele auf die Grenzen des eingebauten ATARI-BASIC's, und er verlangt nach MEHR. MEHR Be- fehle, MEHR Macht über den Computer, MEHR Struktur in den Programmen usw. Doch bei BASIC ist auch auf dem 'klei- nen' ATARI noch lange nicht Schluß. Es gibt (oder gab) auf dem Markt eine Menge Programmiersprachen für den ATARI 8-Bit Rechner gute und weniger gute. Ich möchte Ihnen gerne in diesem Ar- tikel einige davon vorstellen, um Ihnen die Entscheidung ein wenig zu verein- fachen, welchen Fremdsprachenkurs Sie Ihrem Computer (und Ihnen) zumuten kön- nen. Anfangen möchte ich mit einer Sprache, die eigentlich keine ist: die Maschi- nensprache. Sie ist die Grundsprache des Computers. Der Assembler ist dabei lediglich eine Hilfe, um in Maschinen- sprache zu programmieren. Jeder hat wohl schon davon gehört, daß Maschinen- sprache zwar sehr schnell, dafür aber auch schwer zu lernen ist. Das ist auch ganz klar, wenn man sich folgendes überlegt: Weil Maschinensprache die Sprache ist, die der Computer direkt versteht, kann es wohl keine schnellere geben. Desweiteren lassen sich einige Probleme nur in Maschinensprache lösen, z.B. wenn es um die Programmierung von Hardware geht. Während andere Sprachen aus Befehlen bestehen, die den Makros in Assembler entsprechen, kann man sich in Assembler ständig neue Routinen mit den vorhandenen Befehlen erarbeiten. Ein Nachteil von Maschinensprache ist leider, daß sie sich von Computer zu Computer meist vollkommen unterschei- det, d.h. hat man Maschinensprache auf dem ATARI gelernt, kann man noch lange keine Maschninensprache auf einem PC programmieren. Diese Nachteile sollen mich aber nicht davon abhalten, Ihnen drei Assembler für Ihren Computer vor- zuschlagen. Denn immerhin gibt es genug (verrrückte Genies), die Programme in Maschinensprache programmieren. Zum einen gibt es den BIBO-ASSEMBLER. Dieser zeilenorientierte Assembler zeichnet sich durch eine Vielfalt von Funktionen aus. Der Editor ist ähnlich dem vertrauten Basic-Editor gehalten, so daß Umsteiger wohl keine großen Schwierigkeiten haben werden. Das Schöne am BIBO-Assembler ist, daß das Konzept gut durchdacht ist. Auch der fortgeschrittene Programmierer wird selten eine Funktion vermissen, die das Programm nicht bereithält. Durch diese Komplexität mag dieser Assembler den Anfänger ein wenig abschrecken. Doch auf lange Sicht, nach einiger Einge- wöhnungszeit, kann der Assemblerpro- grammierer im BIBO-Assembler einen Freund auf Lebenszeit finden. Name : BIBO-ASSEMBLER Bezug: COMPY SHOP Der zweite im Bunde ist der ATMAS II Assembler. Dieser preiswerte und lei- stungsstarke Assembler sei besonders dem Anfänger empfohlen, da er auch Makros verarbeitet. Er eignet sich wun- derbar dazu schnell kleine Listings einzugeben und auszuprobieren und ist damit ideal zum Erlernen von Maschinen- sprache. Der ATMAS II besitzt einen Full-Screen-Editor, der fast schon eine kleine Textverarbeitung darstellt. Insgesamt ist ATMAS II aber nicht so komplex und umfangreich wie der BIBO- ASSEMBLER. Besonders bei langen Pro- grammen ist der ATMAS II umständlicher in der Handhabung. Name : ATMAS II Bezug: Power Per Post (Werner Rätz) Preis: ca. 50,- DM Der dritte Assembler, der Mac65, ist leider hierzulande nicht mehr leicht zu bekommen. Er ist das ideale Werkzeug für den Assemblerfreak. Besonders Pro- grammstrukturen wie Verzweigungen (IF- ELSE-ENDIF) und Schleifen (FOR-NEXT) sind eine Seltenheit, wenn nicht sogar einzigartig für einen Assembler. Als älteres Programm ist der Mac65 leider nicht so benutzerfreundlich wie ATMAS II oder der BIBO-ASSEMBLER, daher kann ich diesen Assembler Anfängern nur be- dingt emfehlen. Es dürfte heutzutage schwer sein, noch ein Mac65 MODUL zu bekommen, da es nicht mehr hergestellt wird. Hier bleibt einem nur der Blick auf den Flohmarkt. Name : Mac65 Assembler Modul Bezug: (OSS)/Flohmarkt Preis: ??? Nun möchte ich zu der wohl am meisten verbreiteten Programmiersprache kommen: BASIC. Es wurde 1965 entwickelt und be- deutet 'B'eginners 'A'll purpose 'S'ymbolic 'I'nstruction 'C'ode. BASIC gibt es für jeden Computer und es schlummert auch unter der Tastatur Ihres XL/XE, nämlich im ROM versteckt als berühmt berüchtigtes ATARI-BASIC. Da dieses Basic wohl allen bekannt sein dürfte, will ich mich hier und heute nur mit den Alternativen beschäftigen, als da wären: z.B. das TURBO-BASIC. Von diesem BASIC dürfte auch jeder ATARI- Besitzer wenigstens einmal etwas gehört haben. 1985 wurde es vom späteren GFA- Basic Entwickler programmiert und in der inzwischen eingestellten Zeit- schrift Happy Computer zum Abtippen veröffentlicht. Die Vorteile in Stich- punkten: voll ATARI-BASIC kompatibel, schnell (für BASIC), ein großer Be- fehlsumfang läßt kaum Wünsche offen, Elemente zum strukturiertem Program- mieren usw. Nachteile sind kaum welche vorhanden. Man kann sagen TURBO-BASIC ist sowohl für den Anfänger, als auch für den Profi DAS Basic. Zudem dürfte es sicher fast jeder ATARI-User auf irgendeiner Diskette besitzen (nach- schaun!--> AUTORUN.SYS 145 Sektoren). Ansonsten sollte man es sich schnell- stens besorgen: Name : TURBO BASIC Bezug: u.a. Power Per Post (Werner Rätz) Preis: ca. 20,- DM Unter dem übermächtigen Schatten des TURBO-BASIC können sich die anderen Alternativen, das BASIC XL/XE von OSS und das MS-Basic, höchstens verstecken. Allein das Basic XE kann im Umfang mit TURBO-BASIC mithalten, ist aber nicht ATARI-BASIC kompatibel und somit chancenlos. Dafür nutzt es den Zusatz- speicher eines aufgerüsteten Computers, d.h. man hat also mehr freien Speicher- platz. Aber leider sind diese zwei Pro- dukte auf dem deutschen Markt nicht mehr erhältlich. Name : BASIC XL/XE Bezug: (OSS)/Flohmarkt Preis: ??? Name : MicroSoft Basic Bezug: (ATARI)/Flohmarkt Preis: ??? Nun komme ich zu den Freunden des strukturierten Programmierens. PASCAL heißt hier das Zauberwort. PASCAL ist z.Zt. die Lernsprache überhaupt: es gibt kaum Lehrer oder andere möchtegern Informatiker, die nicht auf diese Pro- grammiersprache schwören. Und da ist sicher was dran. So z.B. gibt es einen PASCAL-Standard, d.h. hat man einmal PASCAL auf Computer A gelernt, kann man auf dem PC, AMIGA oder ST gleich wei- terprogrammieren. Für den ATARI gibt es zwei PASCAL-Ver- sionen, Draper-Pascal und Kyan-Pascal. Draper-Pascal ist ein Beispiel dafür, wie schlecht eine Programmiersprache sein kann: schlechter Editor, unzumut- bare Benutzerführung, schlechter Com- piler, kein Standard = formatieren und wenigstens die Diskette nutzen. Ganz anders dagegen ist Kyan-Pascal. Dieses Pascal-System ist gut durchdacht und die Version 2.0 ist eine richtige Profi-Pascal-Version: voller ISO- Standard, leichte Bedienung, guter Full-Screen-Editor und eine gute Be- nutzeroberfläche. Kyan Pascal ist nicht gerade billig, aber immer seinen Preis wert ! Name : Kyan Pascal Bezug: Compy Shop Preis: ca. 168,- DM Ähnlich strukturiert aufgebaut wie PASCAL, aber nicht so schwerfällig ist C. C ist die Sprache der Betriebs- systemprogrammierer, denn es ist eine Sprache, in der man gute und struk- turierte Programme schreiben kann. Man kann aber in C auch sehr maschinennah programmieren und so die Benutzung von Maschninensprache evtl. vermeiden. Leider gibt es für den ATARI keine ver- nünftige C-Umsetzung. Die erhältlichen Umsetzungen erfüllen meist nicht den vollen Sprachstandard und können höch- stens dazu dienen, ein wenig in die Sprache C hineinzuschnuppern. Hierzu kann ich den ACE-C Compiler emfehlen, da dieser als PD-Software erhältlich ist. Name : ACE-C Bezug: PD-Sammler Preis: 0,- DM Eine andere Sache ist Forth. Forth ist anders, denn hier wird mit Hilfe des Stacks gestapelt. Was das heißt ? Lei- der habe ich hier nicht den Platz, Forth zu erklären (vielleicht in einer späteren Ausgabe), auf jeden Fall ist Forth aber eine Sprache für Liebhaber und Individualisten. Es gibt zwei Forth-Versionen für den ATARI, nämlich einmal FIG-Forth, ein PD-Programm und Elcomp Forth von Hofacker. Name : FIG-Forth (PD) Bezug: u.a. Power Per Post Preis: verschieden Name : ELCOMP-Forth Bezug: (Hofacker)/Flohmarkt Preis: ??? Nun komme ich zum sonstigen Sprachen- angebot. Es gibt einige Sprachen, die Eigenkreationen der Entwickler sind oder Surrogate aus diversen anderen Sprachen. Für diese gibt es natürlich keinen Standard und auch keine Liter- atur. Dennoch sind unter diesen einige der besten Programmiersprachen für den ATARI XL/XE zu finden. LOGO, die Sprache mit der Schildkröte, ist wohl die Sprache mit dem größten Befehlsumfang. Es gibt kaum eine An- weisung, die man beim ATARI-Logo ver- misst. Mit Logo kann man natürlich nicht nur eine Kröte über den Bild- schirm huschen lassen, sondern richtige Datenverarbeitungen oder anderes pro- grammieren. LOGO ist eine KI-Sprache (KI=künstliche Intelligenz) wie PROLOG oder LISP, doch der Nachteil bei Logo ist der Elefant im Hintergrund: Das Programm ist so komplex, daß es einfach zu lang ist und fast den gesamten Speicher belegt. Die Geschwindigkeit von LOGO-Programmen kann man dementsprechend auch nur als gemütlich umschreiben. Ernsthaftes pro- grammieren ist da leider nicht drin. Name : ATARI-Logo Bezug: (ATARI)/Flohmarkt Preis: ??? Es gibt übrigens auch einen LISP-Inter- preter für den ATARI. LISP ist leider für mich auch nach dem Studium einiger Bücher immer noch ein Programm mit sieben Sicherheitsabfragen. Daher kann ich hier auf diese Sprache auch nicht näher eingehen. LISP ist leider auch nur noch gebraucht zu bekommen. Name : Inter Lisp/65 Bezug: (Datasoft)/Flohmarkt Preis: ??? Neben LOGO gibt es noch eine Sprache, die von ATARI für unseren Computer ent- wickelt wurde: PILOT. PILOT ist wie ein BASIC zur Programmierung von Vokabel- abfrageprogrammen, weshalb es auch kei- nen großen Anwendungsgrad besitzt. Des- weiteren verfügt PILOT wie LOGO über eine Turtelgrafik. Name : PILOT Bezug: (ATARI)/Flohmarkt Preis: ??? Nun komme ich zu meinen beiden Favor- iten, QUICK und ACTION! Seit nunmehr einem halben Jahr gibt es QUICK, das jüngste Kind unter den ATARI-Programmiersprachen. Bis auf einige wirklich kleine Schönheitsfehler ist sie wohl die Aufsteigersprache schlechthin. Man kann darin fast so einfach wie in Basic programmieren, wobei die Programme aber fast so schnell sind wie in ASSEMBLER. QUICK V2.0 wird in diesem Magazin noch einmal ausführlich an anderer Stelle darge- stellt. Name : Quick Bezug: Raindorf Soft/ Power Per Post Preis: ca. 40,- DM Mein persönliches Lieblingskind ist ACTION!. Diese geniale Sprache ist wohl DIE Sprache für den ATARI. Sie ist schneller als QUICK, maschinennäher als C, strukturiert wie PASCAL und fast so einfach wie BASIC. Damit vereinigt Sie fast alle Vorzüge anderer Sprachen. Hinzu kommt, daß der integrierte Com- piler der schellste für den ATARI- Computer ist. Leider kann man ACTION! nicht mehr bekommen, außer vielleicht in Kleinanzeigen. Kurz: Wer ein ACTION!-MODUL besitzt, darf sich glücklich schätzen. (Wie wäre es übri- gens mit einem ACTION!-Kurs in diesem Magazin ?) Name : ACTION! Bezug: (OSS)/Flohmarkt Preis: ??? Somit bin ich am Ende meiner kleinen Übersicht angekommen. Ich hoffe, die welt der ATARI-Programmiersprachen ist damit etwas klarer geworden. Für Fragen stehe ich sonst gerne schriftlich zur Verfügung.